Männer in Röcken

Heute ist der Kilt, postmodern abgewandelt, wieder en vogue – Aufgekommen ist er im 18. Jahrhundert.

Auf den internationalen Laufstegen war der Rock für Männer in den späten 1990er-Jahren wieder häufig zu sehen. Und dabei kam auch der Kilt erneut zu Ehren. Originalgetreu in traditionellem Karomuster war er genauso vertreten wie in stilistischen als auch politischen Neu-Interpreationen. Dabei ist die Propagierung dieses genuin weiblichen Kleidungsstücks für Männer so neu gar nicht. Vivienne Westwood, Jean Paul Gaultier und Alexander McQueen hatten bereits vor Jahrzehnten mit postmodernen Abwandlungen des Schottenrocks, wie er auch genannt wird, begonnen.

Geschichte einer Erfindung

Laut Kostümhistorikerin Inge Loschek ist der Kilt im Zusammenhang mit dem Volksstamm der Kelten zu sehen, die den „kelt“ als eine Art Schurz um die Hüften gewickelt getragen haben sollen. Bei diesem Wickelrock (gal. „philibeg“ oder „filibeg“) wurde das Stoffende des Plaids ursprünglich über den Oberkörper gelegt. Den Halt auf der Hüfte sicherten Lederriemen und eine große Silbernadel. Die Spurensuche nach der Herkunft des Kilts führte auch zu der Legende, die den englischen Fabrikbesitzer Thomas Rawlinson als Erfinder ausweist. Er soll mehrere Hochlandschotten in seinem Stahlwerk beschäftigt haben, deren voluminöse Plaids die Arbeit beeinträchtigten. Rawlinson, so erzählt die Geschichte, kürzte die Plaids und nähte die zuvor durch Wicklung entstandenen Falten in den Rock mit ein. Das war 1725.

Und tatsächlich bezeichnet der Begriff Kilt seit dem 18. Jahrhundert einen knielangen, karierten, im Hinterteil aufwendig gefalteten Wickelrock aus Wollstoff. Während die klassische Rocklänge beim Knien den Boden nicht berühren darf, kann sie bei „kilted skirts“ für Frauen – erst seit etwa 1920 – jede modische Länge aufweisen. Ebenso unterliegt die Musterung des Schottenrocks alten Gesetzen mit hohem Symbolwert. Der sogenannte „Tartan“ ist dem jeweiligen Clan zugeordnet, also der Familie. Es gibt darüber hinaus jedoch auch Tartans, die nach Orten, Vereinen oder Berufsständen benannt sind. Allen gemeinsam ist die Intention des Erkennens und Abgrenzens.

Nationaltracht und Uniform

Zwischen 1747 und 1782 war die „highland dress“, also Kilt, Plaid und Tartan, inklusive Mütze, Strümpfe und Dudelsack im britischen Parlament verboten. Auslöser war die Schlacht von Culloden. Nachdem Unruhen drohten, wurde sie 1782 wieder erlaubt. Danach erhielt sich der Kilt als Teil der Nationaltracht sowie als Parade- und Ausgeh-Uniform bis heute.

Ob der Schottenrock ohne Unterwäsche getragen wird, ist ein Geheimnis mit Tradition. Die Gefahr, dass ein Windstoß ungewollte Blöße bewirkt, soll angeblich aufgrund der Schwere des Stoffes nicht bestehen. (dabu)