Der Körper und „IHRE“ Extensionen

Die Objekt- und Performance-Künstlerin Rebecca Horn im Porträt.

„Eine Performance-Künstlerin, die ortsbezogene Installationen macht, eine Bildhauerin, die Filme dreht, eine Künstlerin, die zeichnet und Gedichte schreibt“, fasste Armin Zweite, Chef der Kunstsammlung NRW Düsseldorf, das Phänomen Rebecca Horn anlässlich ihrer Ausstellung „Bodylandscapes“ im Jahr 2004 zusammen.

Vielgestaltig und vielschichtig, und das bedeutet bei ihr vor allem in die Tiefe gehend, ist die am 24. März 1944 im Odenwald geborene Rebecca Horn  mit Sicherheit. So gigantisch ihre Themen- und Ausdrucksvielfalt, so zahlreich die Preise, die sie dafür eingeheimst hat.

Der weibliche Körper im Fokus

Begonnen hat die als Objektkünstlerin international bekannte Rebecca Horn mit Performances, die den weiblichen Körper in den Fokus stellen. Surrealistische Umsetzungen von Eros und Gewalt, Tod und Trauer fungieren als Chiffre. Eines ihrer berühmtesten Werke, die „Bleistiftmaske“ wurde 1972 auf der Documenta in Kassel gezeigt, bei der Horn als jüngste Teilnehmerin vertreten war. Die Zeichenstifte, dünn wie spitze Stacheln, zwingen den Kopf durch einen strengen Riemen in ein Gefängnis.

Doch auch mit anderen Objekten versuchte die Künstlerin ihren eigenen Körper in den Raum zu verlängern. Zu diesen Körper-Extensionen zählen die Performances „Einhorn“, „Kopf-Extension“, „Weißer Körperfächer“, „Meine Hand kann fliegen“, „Gavin“, „Hahnenmaske“, „Fingerhandschuh“ und „Kakadu-Maske“. Bei „Einhorn“ trägt eine in Weiß bandagierte Frau eine Spitze auf dem Kopf. Die Einschnürungen und „Prothesen“ sollen neue Dimensionen der körperlichen Wahrnehmung symbolisieren.

Messer, Federn, Stäbe, Pinsel, die mittels kleiner Motoren in gleichförmig immer wieder kehrenden Bewegungen rotieren, zählen ebenso zu Rebecca Horns Repertoire. Einem solchen Mechanismus folgt beispielsweise „Les Amants“, der Tinte aus zwei Trichtern als Symbol unbefriedigten Begehrens an die Wand spritzt.

Politische Tragödien

Aber auch die großen politischen Verbrechen werden von der Künstlerin thematisiert. Hiezu zählen beispielsweise der Holocaust-Turm, mahnende Installation 1997 in Münster, das „Konzert für Buchenwald“ in Weimar und „Book of Ashes“ in den USA, das die Anschläge vom 11. September 2001 zum Inhalt hat. In den letzten Jahren knüpfte Rebecca Horn mit ihren „Bodylandscapes“, wieder an die frühe Beschäftigung mit dem eigenen Körper an. Weitere Infos unter www.rebecca-horn.de.

(dabu/diestandard.at, 24.03.2010)